Mein erstes Buch - Das Pariser Resle -

Literareon im Herbert Utz Verlag GmbH, ISBN-10: 3-8316-1274-9, 12,20 Euro

Verbreitung des Buches: Deutschland, Österreich, Schweiz, Kalifornien, Südkorea

"Das Pariser Resle“:

Ein Wagner-Roman ganz neuer Art: Nicht der berühmte Komponist steht im Mittelpunkt, sondern eine Magd, Therese Jochum. Das Buch vermittelt zwar einen tiefen Einblick in das Wesen und Leben Wagners, mehr noch erzählt es auf bemerkenswerte Weise die Geschichte einer nicht alltäglichen Frau. Einer Frau aus dem württembergischen Schwaben, dessen Bewohner ob ihres Schaffenseifers, Mutes zu Neuem und zum Zukunftsrisiko – samt der Freude am Geldverdienen – wohl bekannt sind.

Therese Jochum verlebt in der Zeit bei Familie Wagner nicht nur allerlei Abenteuer, sondern wächst in der angespannten Atmosphäre politischer Umwälzung in Frankreich über sich hinaus.

Aus der Haushälterin wird eine Schicksalslenkerin und erfolgreiche Handelsfrau. Sie verhilft dem Sohn eines deutschen Soldaten zu einem Reisepass und lässt sich nach ihrer Pariser Zeit, ausgestattet mit Modewissen, mit Geschick in Berlin als Tuchhändlerin nieder.

Der Autor ist ein Urgroßneffe der Therese Jochum. Beide stammen aus der Sippe der vor Jahrhunderten aus Österreich eingewanderten  Jochums. Das berühmteste Mitglied ist der weltbekannte Dirigent Eugen Jochum. Ebenfalls in der Musik haben sich dessen Brüder Otto und Georg Ludwig europa- bzw. deutschlandweit hervorgetan.


 

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Leseprobe


Paris und das Mädchen Therese aus dem winzigen schwäbischen Dorf. Wie sollte es gut gehen, dazu mit einer zerstrittenen Herrschaft, nämlich einer verbitterten, körperlich und seelisch zerrütteten, von der Liebe enttäuschten Ehefrau zu einem begnadeten, aber völlig wirklichkeitsfernen, egoistischen, eigentlich lebensuntüchtigen Gemahl? Paris brodelte in jener Zeit. Nach den sich überschlagenden Zeiten eines Napoleon, der das Land letztlich fast ausbluten ließ, nach fürchterlichen Jahren der Revolution mit ihren geifernden Führern, die tausende Unschuldige in den Tod schickten, nach diesem kriegslüsternen, sich selbst gekrönten Kaiser und nach der erneuten Revolution hatte sich politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich noch nichts stabilisiert. Paris war der Hexenkessel, in dem der Widerstreit wie die von den Verhältnissen hervorgebrachten Lähmungen brodelten, wo die Radikalität den Ton angab.

Weder die Bälle der Aristokraten noch die Verlustierungen der Halbwelt reizten Therese. Es kitzelte sie aber, das näher zu inspizieren, was die Leute von Paris so munkelten, was es denn mit der Stadt der Liebe auf sich habe. Wenigstens vorbeigehen wollte sie einmal und den Schauder verspüren, den die erotischen Zentren, die Folies, die Lusthäuser der Rue de Clichy, der Place de Pigalle, die einschlägigen Etablissements am Montmartre verströmten. Zumindest von weitem wollte sie am Halbweltmilieu des Tingeltangels und der Bordelle schnuppern, in denen der männliche Nachwuchs des Bürgertums seine Unschuld verlor; sie wollte sich eine Gänsehaut holen beim Anblick des legendären Moulin Rouge. Begehrliche Touristen und Provinzfranzosen rückten dem Mädchen zuweilen gefährlich auf den Leib, in dem sie eine leichte Beute für einen kurzen erotischen Kick vermuteten. Schon auf der zweiten Tour überkam Therese Ekel vor der Liederlichkeit.

Doch zu gern hätte sie ihren Eltern ein Bild geschickt, das sie in der noblen Stadt zeigte – ganz ohne Stolz, aus Dankbarkeit und damit sie sich über ihr Mädchen freuten, das es in die große weite Welt geschafft hatte. Als sei es Gedankenübertragung gewesen, nannte ihre Mutter sie in ihrem nächsten Brief das „Pariser Resle“. Sie schrieb, wie stolz sie und ihre Familie über ihre Weitgereistheit sei. Doch überwog die mit ernster Mahnung verbundene Furcht, die ferne Tochter könnte Schaden nehmen an Leben und Tugend.

Wagner behagte die Art seiner Magd sehr. Er lobte sie mit der Bemerkung an seine noch nicht nach Paris nachgereiste Frau: „Therese sitzt werktags die ganze Zeit bei der Hausmeisterin, wo sie sich Strümpfe strickt. Hingegen muß ich allerdings der Schwäbin Therese, welche fortan während meines ganzen Pariser Aufenthaltes die Bedienung meines Hauses allein besorgte, für ihre Leistung das allervorzüglichste Zeugnis geben. Dieses Frauenzimmer, mit einem ungewöhnlichen natürlichen Verstande begabt, übersah nämlich auch vollständig meine peinliche Lage ihrer Herrin gegenüber, begriff namentlich die üblen Eigenschaften derselben und wusste sie zu meinen Gunsten, wie zum Vorteil des Hausstandes selbst, durch eine nie ermüdende Tätigkeit für mich unschädlich zu machen.“